Sepp Maier, Jean-Marie Pfaff, Oliver Kahn, Manuel Neuer: Die Torhüter-Dynastie des FC Bayern München ist legendär – und er hat ebenfalls einen wichtigen Platz in dieser Ahnengalerie. Raimond Aumann ist heute nicht mehr allen Fans so in Erinnerung wie manch berühmter Kollege, aber auch er prägte als Münchener Schlussmann eine Ära. Er war die Nummer 1 im Tor, als sich die Bayern in den Achtzigern zum Rekordmeister aufschwangen – und zementierte seinen Platz in der deutschen Fußballgeschichte, als er 1990 Weltmeister wurde. Was aber wurde eigentlich aus Raimond Aumann?
Name: | Raimond Aumann |
Geburtstag: | 12.10.1963 |
Nation: | |
Größe: | 1,82 m |
Gewicht: | 76 kg |
Raimond Aumann Steckbrief – Bei diesen Vereinen war er aktiv
Raimond Aumanns heute über vier Jahrzehnte lange Geschichte beim FC Bayern begann im Jahr 1980: Er wechselte als Jugendkeeper vom FC Augsburg nach München und stieg dort schrittweise in der Hierarchie auf. Am 1. Spieltag der Saison 1984/85 bestritt Raimond Aumann unter Trainer Udo Lattek sein erstes Spiel in der Bundesliga, doch noch mehrere Jahre lang musste Aumann sich in einem erbitterten Konkurrenzkampf mit Jean-Marie Pfaff behaupten. Die interne Rivalität soll einmal sogar handgreiflich eskaliert sein, angeblich verpasste Pfaff Aumann bei einer Trainingseinheit eine Ohrfeige. Ein Kreuzbandriss im März 1986 warf Aumann zurück, nach Pfaffs Abgang im Sommer 1987 war er dann aber die unumstrittene Nummer 1 – und blieb es bis zum Jahr 1994, als die Bayern Oliver Kahn holten und den Generationswechsel einleiteten.
1982-1994 | FC Bayern München |
1994-1996 | Besiktas Istanbul |
Raimond Aumann kann heute auf sechs Meistertitel mit Bayern zurückblicken, auf europäischer Ebene blieb vorwiegend seine herausragende Leistung beim 3:1-Auswärtssieg im UEFA-Pokal-Achtelfinale bei Inter Mailand im Gedächtnis. Ein internationaler Titel mit Bayern blieb Aumann verwehrt – tragischer Held war er dabei im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister 1991. In der letzten Minute des Rückspiels gegen Roter Stern Belgrad verursachte er ein Eigentor und kostete die Bayern die Chance auf den Finaleinzug. In seinen letzten Bayern-Jahren war Raimond Aumann auch Kapitän der Bayern, legte die Binde aber 1994 nach einem Streit mit dem damaligen Coach Erich Ribbeck nieder. Raimond Aumanns Trainer, mit dem er erklärtermaßen am besten auskam, war Ribbecks Vor-Vorgänger Jupp Heynckes. In seinem letzten Jahr als Profi wurde die Liste von Raimond Aumanns Vereinen noch mit einem Wechsel zu Besiktas Istanbul in die Türkei ergänzt, Aumann wurde dort auch noch mal Meister in der Süper Lig.
Raimond Aumanns Karriere in der Nationalmannschaft
Im Jahr 1989 holte Teamchef Franz Beckenbauer Raimond Aumann zur Nationalmannschaft und machte ihn schließlich zum Teil seines WM Teams für 1990. Nummer 1 im DFB-Tor war zu diesem Zeitpunkt Bodo Illgner von Bayerns damals größtem Meisterschaftskonkurrenten 1. FC Köln, Beckenbauer machte Illgner nach der EM 1988 zum Stammkeeper und ging mit ihm in die WM-Qualifikation. Es sah alles so aus, als ob Beckenbauer Illgner auch mit Blick auf die WM als Favoriten für den Stammplatz betrachtete. Aumann machte im Vorfeld des Turniers in Italien aber vor allem mit seinen starken Leistungen im Europapokal Druck auf Illgner. Einen schwarzen Abend erlebte Aumann dann jedoch im April 1990, als er in einem WM-Test gegen Uruguay 45 Minuten spielte, sich drei Gegentore einfing und einen unsicheren Eindruck hinterließ. Beckenbauer bereute schon im Interview nach dem Spiel, Aumann von der Bank ins kalte Wasser geworfen zu haben: „Normalerweise macht man das nicht, ich wollte dem Raimond Aumann, der in den letzten Monaten so gut gehalten hat, aber ein kleines Zuckerl geben – und das war natürlich ein Fehler.“ Um die T-Frage im WM Team Deutschland gab es danach keine großen Diskussionen mehr, Aumann sah den deutschen Weg ins WM Finale und den Endspieltriumph in Rom von der Ersatzbank aus. 1991 endete Aumanns Karriere in der Nationalelf nach einer Verletzung und Meinungsverschiedenheiten mit Beckenbauers Nachfolger Berti Vogts. Letztlich diente Raimond Aumann der Nationalmannschaft nur in vier Spielen.
Raimond Aumann nach seiner aktiven Karriere
Nach seinem Intermezzo in der Türkei kehrte Raimond Aumann in den Schoß der Bayern-Familie zurück und gestaltete dort seine berufliche Karriere nach der Karriere. Raimond Aumann ist heute bekannt als langjähriges Bindeglied zwischen dem Verein und seinen Anhängern. Er wurde zunächst Fanbeauftragter des FC Bayern, sein späterer offizieller Titel lautete Leiter der Direktion Fan- und Fanclubbetreuung – eine Aufgabe, mit der auch hinter den Kulissen der Bayern zur Institution wurde. Als Aumann 2016 nach 20 Jahren Jubiläum in seiner zweiten Bayern-Laufbahn feierte, lobte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ihn als leuchtendes Beispiel für die „Kontinuität und Klasse, mit der bei Bayern München gearbeitet wird“. Raimond Aumann war bis 2023 in der genannten Rolle aktiv. Auf eigenen Wunsch wechselte er 2023 in seine neue Position bei den FC Bayern Legends.
Das Gehalt von Raimond Aumann
Raimond Aumann bestritt 216 Bundesliga-Spiele für den FC Bayern, 33 Süper-Lig-Partien für Besiktas und vier Länderspiele. Raimond Aumanns Gehalt als Aktiver lag im damals üblichen Rahmen für Topspieler beim FC Bayern, also im sechsstelligen D-Mark-Bereich. Aumann hatte das Pech, dass seine Karriere endete, kurz bevor infolge des Bosman-Urteils 1995 die Spielergehälter im europäischen Fußball explodierten und Millionenverdienste zum Standard wurden. Raimond Aumanns Gehalt in seiner späteren Funktion bei Bayern ist nicht bekannt, aber wer die von Uli Hoeneß geprägte Klubphilosophie des Rekordmeisters kennt, weiß: Als jemand, der sich um den FC Bayern verdient gemacht hat, muss Raimond Aumann sich heute keine finanziellen Sorgen machen.
Raimond Aumann privat
Raimond Aumann ist in Augsburg geboren und aufgewachsen und wohnt heute im Raum München, abseits des Platzes fiel er nie durch Eskapaden auf. Raimond Aumann und Frau Angela heirateten Mitte der Achtziger und blieben jahrzehntelang Seite an Seite. Raimond Aumanns private sportliche Leidenschaft neben dem Fußball ist das Golfspiel, generell war Aumann immer als jemand bekannt, der es gemütlich angehen lässt. Passend dazu hatte er zu aktiven Zeiten den Spitznamen „Balu“ wie der Comicbär aus Disneys Dschungelbuch („Probier’s mal mit Gemütlichkeit …“) – ein gewisser Hang zu überflüssigen Pfunden zu Beginn seiner Karriere soll der Hintergrund gewesen sein.