Welt- und Europameister, Legende des FC Bayern, Revoluzzer, streitbarer Querkopf, Freundfeind von Uli Hoeneß, Beinahe-Bundestrainer, engagierter Wohltäter: Paul Breitner ist einer der markantesten Köpfe des deutschen Fußballs, prägte die Szene auf dem Platz und außerhalb über Jahrzehnte. Was hat ihn ausgemacht, was wurde eigentlich aus Paul Breitner, was macht Paul Breitner heute? Der große Überblick.
Name: | Paul Breitner |
Geburtstag: | 05.09.1951 |
Nation: | |
Größe: | 1,76 m |
Gewicht: | 73 kg |
Paul Breitner Steckbrief – Bei diesen Vereinen war er aktiv
Paul Breitners Steckbrief, größte Erfolge, besondere sportliche Momente: 5x Deutscher Meister, 2x DFB-Pokalsieger und 1x Europapokalsieger der Landesmeister (1974) mit dem FC Bayern (5x). 2x Spanischer Meister und 1x Pokalsieger mit Real Madrid. Deutschlands Fußballer des Jahres 1981. Mitglied der Hall of Fame des deutschen Fußballs und des FC Bayern.
1970-1974 | FC Bayern München |
1974-1977 | Real Madrid |
1977-1978 | Eintracht Braunschweig |
1978-1983 | FC Bayern München |
Breitner ist heute in besonderer Erinnerung als Teil der goldenen Bayern-Generation, die in den Siebzigern die Bundesliga dominierte. Paul Breitners Trainer damals: der große Udo Lattek. Vor allem auch für seine besondere Verbindung mit Uli Hoeneß ist Paul Breitner heute vielen noch im Kopf. Der spätere Bayern-Manager und Präsident war Breitners Zimmerkollege in jungen Jahren, danach war das Verhältnis höchst wechselhaft. Paul Breitners Vereine holten sich immer einen rebellischen Geist ins Haus: „Der linke Paul auf der linken Seite“ ließ sich mitten im Kalten Krieg vor Porträts von Mao Zedong und Che Guevara ablichten und provozierte das Establishment mit seinen politischen Ansichten. „Was wünschen Sie sich im Leben? Ich: Eine Niederlage der Amerikaner in Vietnam. Dafür gab es natürlich Prügel.“ Der konservative Klubboss Wilhelm Neudecker wollte den unbequemen Breitner 1973 verkaufen, die Teamkollegen aber rebellierten. Breitner konnte so 1974 noch seinen größten Erfolg mit Bayern feiern, den Gewinn des Europapokals der Landesmeister mit einem 4:0-Sieg gegen Atlético Madrid.
Paul Breitners Karriere in der Nationalmannschaft
Paul Breitner und Nationalmannschaft: Das war ein Thema mit hohen Höhen, aber auch Tiefen. Breitner stand im gewonnenen Endspiel der EM 1972 gegen die Sowjetunion als linker Außenverteidiger auf dem Platz, auch 1974 ließen Breitner und Kollegen bei der WM alle Teams hinter sich. Im WM Finale gegen die Niederlande schoss Breitner den Foulelfmeter zum 1:1-Ausgleich, der Gerd Müllers Siegtor zum 2:1 den Weg bereitete. Paul Breitner ist heute vor allem für diese Heldentat in Erinnerung, nach dem Titelgewinn bei der Heim-WM trat er aber wegen eines Streits mit Bundestrainer Helmut Schön aus der Nationalelf zurück, eine zwischenzeitliche Rückkehr für die EM-Quali 1975 endete ebenfalls mit Spannungen. Nachfolger Jupp Derwall holte Breitner 1981 zurück, Breitner mischte bei der WM-Qualifikation mit und kam im Turnier 1982 auch noch einmal bis ins WM Finale gegen Italien. Er schoss wieder ein Tor, aber nur den kosmetischen Treffer zum 1:3-Endstand. Danach trat Breitner endgültig vom DFB-Team zurück.
Paul Breitner nach seiner aktiven Karriere
Paul Breitner war nach seinem Rücktritt 1983 kurz Berater bei Eintracht Braunschweig, trat dann viele Jahre lang vor allem als TV-Experte und Autor kritischer Zeitungskolumnen auf. Berühmt wurde unter anderem seine Einschätzung von Derwalls Nachfolger Franz Beckenbauer, die Paul Breitner heute wohl eher bereut: Er nannte Beckenbauer „Totengräber des deutschen Fußballs“ – vor dem Titel bei der WM 1990. Breitner wäre 1998 selbst fast Teamchef geworden, DFB-Präsident Egidius Braun zog seine schon gegebene Zusage jedoch nach einem Tag zurück, angeblich wegen kritischer Äußerungen Breitners über ihn und den Verband. Fußball-Deutschland entging so das Erlebnis Paul Breitner als Trainer. Das WM Team Deutschland begleitete Breitner 2002 stattdessen als Fernsehexperte für Sat 1 an der Seite von Moderator Oliver Welke, und erlebte mit, wie das DFB-Team im Finale der WM am Favoriten Brasilien scheiterte. Zwischen 2007 und 2017 arbeitete Breitner als Berater, Scout und Markenbotschafter für den FC Bayern.
Das Gehalt von Paul Breitner
Paul Breitner bestritt zwischen 1970 und 1983 insgesamt 369 Profispiele für den FC Bayern, Real Madrid und Eintracht Braunschweig, dazu 48 Länderspiele für den DFB. Zur damaligen Zeit verdienten Spitzenfußballer sechsstellige Gehälter, Paul Breitners Gehalt bei Real Madrid soll bei 350.000 D-Mark gelegen haben, also etwa 175.000 Euro, in späteren Jahren war von etwa 500.000 Mark / 250.000 Euro pro Jahr die Rede. Paul Breitners Gehalt war also groß genug, um als Fußballer zum Millionär zu werden, sein Vermögen mehrte er durch seine Jobs in den Medien und als Immobilienmakler. Breitner war auch ein begehrtes Gesicht für Werbepartner, berühmt wurde vor allem sein Deal mit der Rasierwasser-Marke Pitralon, für die er sich vor der WM 1982 seinen charakteristischen Vollbart abrasierte – 150.000 D-Mark / 75.000 Euro waren der Lohn. Nach seiner Karriere warb Breitner unter anderem für VW und McDonald’s. Breitner scheint das aus verschiedenen Quellen gekommene Geld auch gut angelegt zu haben. Die Seite Vermoegen.org schätzt das Vermögen von Paul Breitner heute auf 105 Millionen Euro.
Paul Breitner privat
Der im bayerischen Kolbermoor als Sohn eines Verwaltungsbeamten geborene Breitner wollte ursprünglich Sonderschullehrer werden, er lebte stattdessen ein bewegtes Leben auf dem Fußballplatz und abseits davon. Er spielte in mehreren Filmen mit, bekannt wurde vor allem der Western „Potato Fritz“, und ist gesellschaftlich vielfältig engagiert. Er ist unter anderem Teil einer Kindersportstiftung, seit 2006 zählt die Münchener Tafel auf seine ehrenamtliche Hilfe. Paul Breitners Frau heißt Hildegard, die beiden sind seit 1971 verheiratet und haben drei Kinder, in der Öffentlichkeit steht Max Breitner, der Sportjournalist wurde und seit 2006 in der Presseabteilung des FC Bayern arbeitet. Paul und Hildegard Breitner wohnen in München.