Spielerberater
Bundesliga heute

Spielerberater – Ein umstrittener Beruf im modernen Fußball

Autor: Christian

Zuletzt aktualisiert am

Der Spielerberater Beruf wurde im Rahmen der Kommerzialisierung des Fußballs erschaffen. Während selbst absolute Weltstars des Fußballsports in früheren Zeiten selbst ihre Verträge aushandelten, sind heute in allen Ligen von der Bundesliga über die Serie A  kaum Spieler ohne Spielerberater bzw. Spielervermittler mehr zu finden. Im nachfolgenden Artikel wollen wir uns mit dem Begriff ,,Spielerberater“ genauer auseinandersetzen und das Berufsbild vorstellen sowie aktuelle Entwicklungen in jenem durchleuchten.

 

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Was macht eigentlich ein Fußball Spielerberater?

Ein Spielerberater ist nicht nur in der Bundesliga für die Profis und Jugendlichen, die mittlerweile ebenfalls in engem Kontakt zu eigenen Beratern stehen, ein Manager, der sich mit allem auseinandersetzt, was außer dem reinen Fußballspiel im Leben des Fußballers anfällt. Hierzu gehört selbstredend das Aushandeln von Verträgen, Gespräche über mögliche Wechsel, die Erörterung von weiteren Karriereschritten oder eine Vertragsverlängerung. Doch auch um Lebensbereiche, die nicht direkt etwas mit dem Fußball zu tun haben, kümmern sich einige Fußball Spielerberater mittlerweile für ihre Klienten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Spielerberatung erstellen beispielsweise Finanz- oder Ernährungspläne mit den Spielern oder aber helfen bei der Suche nach einer Wohnung in der neuen Heimat- bzw. Arbeitsstadt. Gerade bei einem vorgenommenen Vereinswechsel, der von einem jungen Spieler vollzogen wird und welcher diesen vielleicht zum ersten Mal in eine Stadt entfernt seiner Heimat führt, ist diese Hilfe für die Fußballer eine immens große Hilfe und kann nicht hoch genug angesiedelt werden. Es handelt sich bei der Übernahme solcher umfassenden Aufgaben auch durchaus um ein Qualitätskriterium des Beraters. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Spielerberatung, welche den Spieler als Ganzes im Blick haben und auch in Bereichen außerhalb des reinen Sports zur Seite stehen, haben in der Regel ein besseres Image und sind auch in den Vereinen lieber gesehen als diejenigen, die sich lediglich mit Verträgen und damit auch dem eigenen Gelderwerb beschäftigen.

Wie werde ich Spielberater?

Grundsätzlich kann mittlerweile fast jeder Spielerberater werden. Denn es gibt keine klassische Ausbildung zum Spielerberater. Man muss auch keine großen Zertifikate vorlegen, um als Berater für einen Fußballer zu arbeiten. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass es sich um eine neue Entwicklung handelt. Während in früheren Zeiten eine Lizenz notwendig war, um als Spielerberater arbeiten zu dürfen, ist dies heute nicht mehr der Fall und rein theoretisch kann jeder einen Spieler beraten und ganz offiziell sowie legal an den geschlossenen Verträgen mitverdienen. Dies führte in den letzten Jahren dazu, dass der Markt an Spielerberatern regelrecht überschwemmt wurde. Zahllose mehr oder weniger seriöse Berater witterten in der Tätigkeit vor allem eins, das schnelle Geld. Wenn wir Kompetenzen herausfiltern würden, die für einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin in der Spielerberatung notwendig sind, so könnte durchaus eine recht lange Liste entstehen, in welcher soziale, sportliche und fachliche sowie wirtschaftliche Kompetenzen zu finden wären.

In der Realität ist keine einzige Kompetenz vorzuweisen und jeder Spieler kann vollkommen frei entscheiden, wer offiziell als sein Berater auftritt. Besonders ärgerlich ist diese Entwicklung auch für die Vereine, die in Verhandlungen mit Beratern stehen, welche das Fach in einigen Fällen nicht richtig beherrschen und die Gesetzmäßigkeiten des Marktes nicht kennen. So mancher Transfer scheiterte in der Vergangenheit bereits durch das Auftreten eines Beraters oder aber die überzogenen Gehaltswünsche, welche jener für den Spieler gegenüber des Vereins stellt. In vielen Bereichen der Branche wird daher der Ruf nach einem Lizenzverfahren für Spielerberater immer lauter. Eine Spielerberater Lizenz würde den Beruf aufwerten und unseriöse Anbieter dieser Dienstleistung vom Markt verschwinden lassen. Sollten sich Familienangehörige der Spieler, wie in einigen Fällen praktiziert, als deren Berater probieren, so können diese jene Spielerberater Lizenz erwerben und sind vom Berufsfeld keineswegs ausgeschlossen. Am Ende würden wohl Vereine, Spieler sowie die zweifelsohne auch am Markt befindlichen seriösen Berater profitieren, deren Image in den vergangenen Zeiten doch sehr gelitten hat.

Ab welchem Alter haben talentierte Spieler in der Regel einen Berater?

Das Alter, in welchem Spieler mit einem Spielervermittler in Berührung kommen und mit ihm auch bei potenziellen neuen Vereinen auftreten, ist in den vergangenen Jahren rapide nach unten gesunken. Während es früher bei Spielern, die gerade auf dem Sprung in den Seniorenbereich des Fußballs der Fall war, dass Spielerberater jene unter ihre Fittiche nahmen, so sind es heute nicht selten bereits Spieler der U14 oder U15 Mannschaften, die mit jenen Beratern zusammenarbeiten. De facto ist es so, dass die Berater immer früher nach den talentiertesten Spielern greifen und hierbei auch den Eltern oft Versprechungen machen, die nicht immer gehalten werden können. Zwar versuchen einige Vereine, auch jene in der absoluten Spitze des europäischen Fußballs gegen dieses Phänomen anzugehen, jedoch fehlt eine einheitliche und umsetzbare Vorgehensweise bisher vollkommen. Spätestens in der U19 ist es so, dass nahezu jeder Spieler über einen Spielervermittler verfügt, welcher bei der Suche des ersten Profistation behilflich sein soll. Dies bringt auch die Spieler immer früher in Zeitdruck und macht die Zusammenarbeit bereits in früheren Jahren nötig, da ansonsten von Spielerseite Nachteile bei der Vereinssuche befürchtet werden, welche tatsächlich nicht immer von der Hand zu weisen sind, wie es ein späterer Abschnitt dieses Artikels genauer darlegen wird.
Kritiker der Entwicklung, dass immer jüngere Spieler und deren Familien unter die Fittiche von Beratern geraten, geben an, dass hier mit den Träumen von Kindern gespielt wird sowie, dass es in diesem Alter, bei allem Talent, noch keineswegs abzusehen ist, ob es ein Kind am Ende in den Profibereich schaffen kann oder nicht. Auch gibt es Verfechter der These, dass ein zu früher Kontakt mit einem Berater dazu führen kann, dass die eigenen Fähigkeiten massiv überschätzt werden und der Gedanke beim Kind sowie bei den Eltern verloren geht, dass man sich mitten in der Ausbildungsphase befindet und dass man de facto noch nichts erreicht hat, außer dem Vorweisen eines gewissen Talents, das unter verschiedensten Umständen dazu führen könnte, dass man es einmal in eine Eliteliga wie die Premier League schaffen kann. Tatsächlich scheint es für solch junge Menschen noch eine schwierige Aufgabe zu sein, die Zusammenarbeit mit einem Fußball Spielerberater richtig einordnen zu können. Spielerberater werden in diesem Fall teilweise zu einer zusätzlichen Bürde und bauen für das Kind Druck auf, welchen es in den allermeisten Fällen ohnehin im Leistungssport bereits aus eigener Motivation spürt.

Ein Leben für den Fussball - Was macht ein Spielerberater?

Welchen Vorteil haben Spieler von einer Spielerberatung?

Eine umfassende Spielerberatung nimmt dem Spieler in erster Linie viel Arbeit ab. Berater werden in den verschiedensten Lebensbereichen stets wichtiger und bieten ein umfassenderes Paket an Unterstützung an. Bei aller Kritik ist der Vorteil nicht zu verleugnen, den die große Konkurrenz unter den Spielerberatern auch mit sich bringt. Seriöse Beraterfirmen sehen sich auch unter Zugzwang und verbessern ihr ohnehin bereits umfassendes Angebot für den Spieler. So kommen die talentierten Fußballer in den Genuss, dass sich wirklich um alle Lebensbereiche jemand kümmert. Von der Organisation von schulischer Nachhilfe bei Jugendspielern, über die Organisation einer Wohnung oder aber die Vermarktung der Werberechte am Spieler. Im Optimalfall haben die jeweiligen Berater Erfahrungen in all diesen Bereichen und verfügen über ein Netzwerk, dass es ihnen ermöglicht, schnellstmögliche Hilfe für den Spieler anzubieten. Spielerberater werden besonders bei jungen Spielern immer mehr zu Lebensberatern und sind im Falle eines seriösen Beraters oft auch große Vertrauenspersonen, welche dem Spieler auch in ungewohnten Situationen als Ansprechpartner dienen. Gerade zum Einstieg in die große Welt des Fußballs, vor der viele talentierte Jugendfußballer beim Eintritt in den Seniorenbereich stehen, können seriöse Berater sehr wertvoll sein, die dem Spieler auch fernab vom vertrauten Heimatort eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen verstehen. Neben dem Verdienst durch den Arbeitsvertrag, der mit dem Verein geschlossen wird, haben die Spieler ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad heute auch die Möglichkeit, jenes Gehalt nicht unwesentlich durch Sponsoring und Vermarktung aufzustocken. Auch hier ist das Netzwerk vom Fußball Spielerberater äußerst wertvoll und effizient.

Hat man ohne Spielerberater einen Nachteil?

Rein offiziell haben Spieler, die über keinen Berater verfügen keinerlei Nachteile. Auch sie können mit Leistungen in ihren Clubs überzeugen und sich für höhere Aufgaben empfehlen. Auch bei ihnen ist es möglich, dass man sich mit dem Verein auf die Vertragsinhalte einigt, welche dem Spieler vorschweben. In der Realität jedoch, sieht dieses Feld häufig ganz anders aus. Ohne Berater gibt es für den Spieler niemanden, welcher offensiv und geschickt mit den Fähigkeiten des selbigen wirbt. Der Spruch ,,Das Leben ist Verkauf“ trifft auch beim Fußball immer häufiger zu und bezieht sich hier am meisten auf den Verkauf der eigenen Fähigkeiten vor potentiellen neuen Clubs. Berater sind in der Regel echte Expertinnen oder Experten in jenem Verkauf der eigenen Fähigkeiten, da sie auf dem Gebiet der Vermarktung bereits zahlreiche Erfahrungen gemacht haben.

Auch das Netzwerk, dass ein erfolgreicher Spielerberater sich in der Vergangenheit aufgebaut hat, führt zum Profitieren der aktuellen Klienten. Jene können so mit dem Spielervermittler auf dem kurzen Dienstweg bei Vereinen vorgestellt werden und es gibt keinerlei Problematik, in die Köpfe der Entscheidungsträger bei Clubs in der gewünschten Liga zu gelangen. De facto werden Spieler, die offensiv und geschickt von einem Berater beworben deutlich häufiger zu einem Topclub kommen und dort einen Vertrag erhalten, der ihren eigenen Vorstellungen entspricht als dies bei Spielern der Fall ist, welche die Vermarktung und Verhandlung für sich selbst auf eigene Faust übernehmen. Natürlich gibt es für die Spieler regeltechnisch keine Pflicht, einen Berater zu engagieren, jedoch überwiegen die Vorteile und es ist besonders für junge Spieler ganz sicher empfehlenswert. Oberste Priorität hat dabei jedoch, dass es sich um einen seriösen und vertrauenswürdigen Menschen handelt.

Wie viel verdient ein Berater im Schnitt?

Im Schnitt erhält ein Berater zwischen 8 und 12% des Brutto-Jahresgehalts, welches er für den Spieler ausgehandelt hat. Hinzu kommen häufig Einmalzahlungen bei Vertragsabschluss, insbesondere bei einem Wechsel zu einem neuen Club. Bezahlt werden die Fussball Spielerberater heute in der Regel vom Verein. Dies zeigt auf, dass auch die Vereine sich durchaus in einer gewissen Abhängigkeit zu den Beratern befinden, da ein Herankommen an die stärksten Spieler nur über eben jene beratenden Kräfte möglich ist.
Spielervermittler von absoluten Topspielern können tatsächlich auch noch deutlich mehr verdienen als die oben genannten Werte. Mino Raiola beispielsweise, der vielleicht der bekannteste Spielerberater ist, handelt bei seinen zahlreichen Deals deutlich größere Summen für sich heraus. Grundsätzlich handelt es sich um einen nicht regulierten Betrag, der frei verhandelbar ist und den Schwankungen sowie Gesetzmäßigkeiten des Marktes unterliegt. 

Raiola hat sich die Möglichkeit, mehr Provision für sich zu kassieren hart erarbeitet. Er gilt als harter Verhandler und optimaler Vertreter seiner Klienten. Es wundert daher nicht besonders, dass Spieler wie die absoluten Topstars Zlatan Ibrahimovic, Paul Pogba und Erling Haaland dem Berater vollstes Vertrauen. Für die Spieler liegt bei der Bezahlung der Berater gleich ein doppelter Vorteil auf der Hand. Zum Einen haben die Berater aufgrund der anteiligen Zahlung des Gehalts an sie selbst das Bestreben, ein möglichst hohes Gehalt für ihren Klienten herauszuhandeln. Weiterhin wird der Spieler in seinen Verdienstmöglichkeiten nicht belastet, da der Berater in der Regel vom Verein bezahlt wird.

 

Die bekanntesten Berater in der Fußball Bundesliga

Zu den bekanntesten Beratern der Bundesliga gehört zweifelsohne Volker Struth. Der ehemalige Geschäftsführer der Beraterfirma Sports Total konnte 14 Jahre lang eine Erfolgsgeschichte schreiben, ehe sich die Gesellschafter 2021 voneinander trennten. Der Geschäftsführer der Beraterfirma Sports Total hatte es geschafft den Traum eines jeden Beraters wahr werden zu lassen und hatte eine Reihe von großen Namen unter Vertrag, etwa Toni Kroos, Marco Reus oder Dayot Upamecano. Volker Struth hat indes eine neue Firma gedründet, die Sports 360 GmbH, und konnte einen Großteil der Profis mitnehmen. Die Roof Agentur ist aktuell die größte Beraterfirma in Deutschland. 144 Spieler sind bei dem Unternehmen derzeit unter Vertrag mit einem Gesamtwertmarkt von über 550 Millionen Euro. Darunter bekannte Namen wie etwa Sadio Mané, Kai Havertz und Serge Gnabry. Roof entstand ursprünglich durch den Zusammenschluss von Spielerrat GmbH und der Arena 11 sports group GmbH im Jahre 2021. Verwaltet wird die Agentur von Rödl & Partners.

 

Unser Fazit zur Bedeutung der Spielervermittlung

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bedeutung von Spielervermittlern für junge Fußballer und auch für Vereine ganz klar ansteigt und auch in Zukunft weiter ansteigen wird. Sofern es nicht zu einer regulatorischen Beschränkung des Einflusses kommen wird. Kritisch zu sehen ist die Überschwemmung des Marktes mit mehr oder minder seriösen Beratern sowie das Ansprechen von immer jüngeren Spielern, bei denen noch keineswegs abzusehen ist, ob es einmal für den Profifußball reichen wird oder nicht. Positiv zu bewerten sind Berater, die sich um den Spieler als Ganzes bemühen und dabei die zahlreichen menschlichen Komponenten nicht aus den Augen verlieren, welche neben der Arbeit auf dem Platz eine wichtige Rolle für die jeweilige Entwicklung spielen.